Workshop | Keynote Paper

Im Vortrag wird Parallelen in den sprachphilosophischen Konzepten zweier Denker nachgegangen, die verschiedenen, nicht explizit verbundenen geisteswissenschaftlichen Kontexten entstammenden: bei dem deutschen Philosophen Ernst Cassirer, der sich der Marburger Schule des Neukantianismus verbunden weiß, und bei dem russischen Sprachwissenschaftler Nikolaj Trubetzkoj, der der Moskauer linguistischen Schule entstammt und die Phonologie begründet. Diese Parallelen werden an Hand der von beiden an entscheidender Stelle ihrer Schriften verwendeten Termini System, Struktur, Relationalität und Bedeutung aufgewiesen. Der Tatbestand der Vergleichbarkeit soll weniger ein analoges, philosophisch begründetes Sprachverständnis bei beiden Denkens belegen, als vielmehr die These erhärten, daß sowohl der Philosoph als auch der Sprachwissenschaftler die aktuellen Wendungen im philosophischen und im linguistischen Denken des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts nicht nur aufmerksam verfolgen, sondern aktiv mitgestalten. Gemäß Cassirers Theorie allgemeiner geistiger Epochenprinzipien vollziehen sich die großen Wendungen korrelativ in allen wichtigen Kulturgebieten, also auch in Philosophie und Linguistik.