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Zu den halben Sachen selbst! Phänomenologie des Unfertigen

Köln, 6 - 7 May 2021

100528

Registrierung und Erhalt des Zoom-Links per Email an  Anne Korfmacher (a.korfmacher@uni-koeln.de)

Zu den wesentlichen Einsichten und methodischen Eckpfeilern der Phänomenologie gehört die Unabgeschlossenheit des Erkenntnisprozesses und die Pluralität von Perspektiven, die sich durch intersubjektiv validierbare Deskriptionen und auf ihnen aufbauende Argumente in einer generationenübergreifenden Forscher*innengemeinschaft erschließen sollen. Diesem Motiv des Unfertigen will die Tagung sowohl in methodologischer Hinsicht als auch anhand konkreter Phänomene und Erfahrungen nachspüren. Denn schon bei einfachen Wahrneh- mungsanalysen, von denen die phänomenologische Arbeit immer wieder ihren Ausgang nimmt, zeigt sich beispielsweise, dass räumliche Dinge nur von einer Seite zu einer Zeit gese- hen werden können, bei einer Melodie nur ein Ton in einem Moment gehört werden kann usw. Trotzdem erscheint uns das Ding oder die Melodie als Einheit bzw. als Ganzes. Hieran erkennt schon Husserl, dass unser Weltbezug immer unfertig, jedoch mit Ganzheitserwartungen ver- sehen ist. Ein weiterer Bereich für die Diskussion des Motivs ist die Leiblichkeit: Hier sind es Habitualisierungen und Automatismen, die das Unfertige von spontanen Reaktionen auf die Umwelt auf eine Weise in gewohnte Bahnen lenken, dass die Vielzahl von Handlungsoptionen als bewältigbar erscheint. Auch in der kognitiven Sphäre lässt sich die Figur der Partialität fruchtbar machen: Ein Gedankengang beginnt häufig mit einem Einfall, einer Intuition und be- stimmten Antizipationen darüber, wie sich relevante Informationen im weiteren Verlauf ver- knüpfen lassen. Dennoch ist jeder Gedanke, insbesondere jeder philosophische, insofern stets vorläufig, als wir nicht bestimmen können, wie das Weiterdenken und die Interventionen von Anderen ein Umdenken erforderlich machen werden.

Die Tagung versucht sich in Anlehnung an Husserls Credo „Zu den Sachen selbst!“ darin, zu den „halben Sachen“ zurückzugehen und das Moment des Unfertigen in möglichst vielen Er- fahrungsbereichen aufzuweisen sowie hinsichtlich seiner metaphilosophischen Relevanz zu analysieren.