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215360

(2000) Karl Mannheims Analyse der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Zur Rezeption von Karl Mannheim im Kontext der Debatte um Soziologie und Nationalsozialismus

Carsten Klingemann

pp. 213-237

1981 veröffentlichte René König eine überarbeitete und um einen Epilog ergänzte Fassung seines 1959 zuerst erschienenen Aufsatzes über die Situation der emigrierten deutschen Soziologen in Europa. König betont dort, daß die Gründe für die Emigration von Soziologen nicht nur in ihrer politischen Einstellung oder "‚rassischen" Zugehörigkeit" zu sehen seien. Es gebe auch Gründe, "die im Charakter der Soziologie selber liegen". Für die "westlich" orientierten Soziologen "mußte das antihumanitäre Moment im Nationalsozialismus Grund genug sein, Deutschland zu verlassen" (König 1959/81, 116). Als westlich werden jene Soziologen von ihm bezeichnet, die "ihre Ahnenreihe in England, Frankreich und den Vereinigten Staaten sehen" (ebd.). Überdies sei alle "ernst zu nehmende Soziologie zumeist westlich orientiert" (ebd.) gewesen. Alle drei Annahmen Königs halte ich für äußerst problematisch, insbesondere die letzte. Soviel sei gesagt, daß im Fall von Karl Mannheim zumindest die westliche Soziologie Englands und der USA große Schwierigkeiten hatte, ihre Erbschaft in Mannheims Soziologie wiederzuentdecken. Den Entschluß zu emigrieren, faßte Mannheim wohl nicht, weil er 1933 — übrigens ebenso wenig wie König selbst — das antihumanitäre Moment im Nationalsozialismus, dem er bekanntlich nur einige Monate gab, realistisch einschätzte, sondern weil er von den Nazis seines Lebensunterhalts beraubt worden war.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-10418-6_10

Full citation:

Klingemann, C. (2000)., Zur Rezeption von Karl Mannheim im Kontext der Debatte um Soziologie und Nationalsozialismus, in M. Endreß & I. Srubar (Hrsg.), Karl Mannheims Analyse der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 213-237.

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