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122574

(2000) Subjekt, System, Diskurs, Dordrecht, Springer.

Verabschiedungsgesten und Kontaminationsdiagnosen

Abwehr und Reformulierung transzendentaler Subjektivität in der gegenwärtigen Sozialtheorie

Hans Bernhard Schmid

pp. 80-92

Wie für die gegenwärtige Sozialtheorie überhaupt ist es bezeichnend für jene beiden Positionen, die das Feld der sozialtheoretischen Debatte im deutschen Sprachraum in den letzten dreissig Jahren polarisiert haben, daß sie mit der Theoriefigur des transzendentalen Subjekts nichts mehr zu schaffen haben wollen. Ja die Vehemenz der Verabschiedungserklärungen gegenüber dem, was der Systemtheorie und der kommunikationstheoretisch gewendeten Kritischen Theorie als "Subjektphilosophie" erscheint, weist darauf hin, daß diese beiden Theoriegroßunternehmen ihr Selbstverständnis wesentlich im Abstoß von der Subjektphilosophie gewinnen. Dieser Abschied von der Subjektphilosophie ist ein wichtiges Bestimmungsstück der jeweiligen Paradigmen- bzw. Epochengrenzen, die in diesen beiden Theorien so zentral sind — des "Abschieds von Alteuropa" in der Systemtheorie, des "Paradigmenwechsels" in der Kritischen Theorie. Ohne Übertreibung kann man deshalb sagen, daß die Verabschiedungsgesten, von denen die Selbstdarstellung dieser beiden Theorien lebt, das transzendentale Subjekt meinen. In diesem Sinne gehen diese Ansätze mit der eingangs genannten Pauschaldiagnose konform, daß "die" gegenwärtige Sozialtheorie ihre Identität im gemeinsamen Grundmotiv des Abstoßes von der Subjektphilosophie finde. Habermas läßt keine Gelegenheit aus, selbst an theoriestatisch tragender Stelle das "Ende der Subjektphilosophie" 156 zu verkünden.157 Und Luhmann proklamiert — nicht weniger dezidiert und nicht weniger lautstark — den "Tod des Subjekts" als Voraussetzung der Systemtheorie.158

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-015-9357-1_3

Full citation:

Schmid, H.B. (2000). Verabschiedungsgesten und Kontaminationsdiagnosen: Abwehr und Reformulierung transzendentaler Subjektivität in der gegenwärtigen Sozialtheorie, in Subjekt, System, Diskurs, Dordrecht, Springer, pp. 80-92.

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