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Wenn wir im Hochgebirge über der Baumgrenze von einem Gewitter überrascht werden, das uns nötigt, vor den Blitzschlägen und den niederprasselnden Regenwänden Schutz zu suchen, kann es vorkommen, daß wir weidende Ziegen oder Schafe einer Felswand zustreben sehen. Es lohnt sich dann, ihnen zu folgen; denn wir gelangen so gegebenenfalls an eine Lägerstelle, die auch uns die gewünschte Bergung gewährt. Und wenn wir, ins Tal zurückgekehrt, am Brunnen eines Dorfes den Durst löschen möchten, mag es geschehen, daß ein Haussperling von der Laufröhre wegfliegt, von der aus er soeben vom ausströmenden Wasserstrahl getrunken hatte. In beiden Fällen liegt offenbar ein ähnliches Verhalten zwischen den Tieren und uns vor, ähnlich zwar nicht bezüglich der Bewegungsgestalten, wohl jedoch im Hinblick auf die Antriebe, Ziele und »Gegenstände« des Gebarens. Die letzteren setzen wir in Anführungszeichen, weil sie trotz der objektiven (dinglichen) Identität der schutzbietenden Felswand und des durststillenden Wassers von den Tieren vermutlich anders wahrgenommen werden denn von uns. Zum mindesten gilt dies insofern, als wir die Felswand als Felswand und das Wasser als Wasser apperzipieren, beides mithin in ein an sie »herangebrachtes« begrifflich-kategoriales Gefüge einordnen, über welches die Tiere nicht verfügen. Folgt daraus aber, daß Felswand und Wasser ihnen nur als ihr Agieren mitsteuernde physikalisch-physiologische »Reizträger« begegnen? Das behaupten anscheinend sowohl die Anhänger der Lehre von den bedingten Reflexen wie die Vertreter der vergleichenden Verhaltensforschung; mit ihnen hat sich Straus auseinandergesetzte¹.

DOI: 10.1007/978-3-642-85978-6_13

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