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Alltagsverankerte gegenständlich-materielle und soziale Bedeutungsstrukturen

Karl-Heinz Braun

pp. 81-110

Gegenüber den bisherigen Argumentationsschwerpunkten erfolgt in diesem Kapitel eine doppelte Erweiterung: Zunächst einmal wird mit der Kritischen Psychologie ein Ansatz vorgestellt, der den Anspruch hat, mit der Argumentationsfigur "gesamtgesellschaftliche Vermitteltheit der individuellen Existenz" die individualgeschichtliche Rekonstruktion der alltagsbezogenen Lebenspraxis der Menschen universaltheoretisch und epochenspezifisch zu verknüpfen mit einer umfassenden Analyse der gesellschaftlich-historischen Lebensbedingungen einschließlich ihrer Naturgrundlagen (Kap. 4.1). Darüber hinaus wird die Engführung auf Entwicklungs-Probleme der Kinder (und Jugendlichen) und ihrer Familien dahingehend überwunden, dass nunmehr die sozialen Bedingungen, zwischenmenschlichen Interaktionsmuster und psychodynamischen Entwicklungen gelingender Familienerziehung in den Focus gerückt werden. Das geschieht in drei Argumentationsschritten: Zunächst werden die Prozesse der aktiven und immer selbstreflexiveren Auseinandersetzungen der Kinder mit den gegenständlichen Bedeutungsstrukturen dargestellt (Kap. 4.2.1); dann die Bemühungen um eine immer gleichberechtigtere Verständigung über die Ziele und Wege des befriedigenden Zusammenlebens in der Familie (Kap. 4.2.2); und schließlich die Öffnung der privaten Erziehungsräume und -beziehungen für öffentliche Anregungs- und Unterstützungsangebote – hier in Form der Eltern-Kind- bzw. Mütter-Zentren (Kap. 4.2.3). Mit all dem ist das Plädoyer für ein Verständnis von Familienbildung verbunden, welches im pädagogischen Alltagshandeln sein Fundament und seinen zentralen Bezugspunkt hat und in das dann auch die Aneignung von semiprofessionellem und professionellem Wissen integriert ist. In den Darstellungen von Kap. 2 und 3 gab es eine gewisse Kluft zwischen den eher abstrakten und bezogen auf die gesellschaftlichen Bedingungen eher vagen Darstellungen der Bildungsthemen (wenn diese z. B. kognitive Schemata und Bindungsmuster ins Zentrum stellen) und den sehr konkreten entwicklungspädagogisch-sozialen Aufgabenstellungen der verschiedenen pädagogischen Konzepte und Methoden. Aber auch ontogenetisch wird das systemisch eingebundene Alltagsleben, und damit die konkrete unmittelbare Gesellschaftlichkeit, für die Kinder zunehmend zu einem bedeutenden Erlebnis- und Erfahrungsfeld und markiert somit eine neue Entwicklungsstufe ihrer Handlungs-, Reflexions- und Genussfähigkeiten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-17100-1_4

Full citation:

Braun, K. (2018). Alltagsverankerte gegenständlich-materielle und soziale Bedeutungsstrukturen, in Entwicklungspädagogische Theorien, Konzepte und Methoden 1, Dordrecht, Springer, pp. 81-110.

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