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204047

(1975) Der Streit um die philosophischen Grundlagen der Gesellschaftstheorie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Einleitung

Ludwig Landgrebe

pp. 7-12

Im Titel der folgenden Erörterung ist von der Gesellschaftstheorie die Rede. Dieser Singular ist mit Bedacht gewählt, obwohl es doch offensichtlich nicht die Gesellschaftstheorie gibt, sondern eine Vielzahl im Streit miteinander liegender Theorien der Gesellschaft. Nun ist, wie bekannt, dieser Streit kein "bloß theoretischer"; er hat nicht nur politische Konsequenzen, sondern steht vielmehr mit politischer Praxis in einer unaufhebbaren Wechselbeziehung und wird damit zu einem Streit um Wege und Ziele der Politik. Es kann ferner als banal und bekannt vorausgesetzt werden, daß die Kategorien, in denen sich die im Streit miteinander liegenden Theorien der Gesellschaft artikulieren, ihren Ursprung in der Philosophie haben. Es ist daher berechtigt und notwendig, nach den philosophischen Grundlagen dieses Streites zu fragen. In ihrem "Gesellschaft" genannten Objekt selbst muß die Möglichkeit vorgezeichnet sein, daß es in einer solchen Weise zum Streitobjekt werden konnte. Die philosophische Frage hat daher nicht die Aufgabe einer historischen Reminiszenz, eines Rückgangs in die Geschichte des philosophischen Denkens, in der sich die im Streit liegenden Theorien der Gesellschaft herausgebildet haben, sondern es ist die Frage nach der Wurzel, aus der sie in immer wieder veränderter Weise erwachsen. Es kann daher nicht die Aufgabe der folgenden Ausführungen sein, über die heute im Streit miteinander liegenden Theorien der Gesellschaft und ihre philosophischen Implikationen zu berichten, sondern vielmehr die Frage nach der Wurzel dieses Streites so weit zu entfalten, daß ihre Beantwortung als eine unabweisbare Aufgabe der Philosophie verstanden werden kann.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-85287-8_1

Full citation:

Landgrebe, L. (1975). Einleitung, in Der Streit um die philosophischen Grundlagen der Gesellschaftstheorie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 7-12.

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