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207619

(1995) Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler.

›Romantische Subjektivität‹ im Spannungsfeld von Textualisierung und ästhetischer Konstruktion

Rousseau, Schlegel, Novalis

Christian Moser

pp. 246-266

»Arger Misgriff Selbstbekenntnisse zu schreiben, statt s.(ein) Leben bescheiden zu romantisiren. -«1 Der in dieser Notiz Friedrich Schlegels aufgestellte Gegensatz ist verführerisch und lädt nachgerade dazu ein, die Kontrastierung zweier Darstellungsformen des Ich auf eine übergreifende historische Differenz — etwa zwischen der empfindsamen und der romantischen Subjektkonzeption — zu beziehen. Der im Fragment skizzierte Gegensatz ist jedoch von größerer Komplexität, als es die pointierte Formulierung zunächst glauben macht. In Schlegels Gespräch über die Poesie wird ausgerechnet dem Genre der Selbstbekenntnisse eine enge Verbundenheit mit der romantischen Paradegattung des Romans attestiert. Diese Zuordnung wird zum einen dadurch gerechtfertigt, »daß das Beste in den besten Romanen nichts anders ist als ein mehr oder minder verhülltes Selbstbekenntnis des Verfassers«2. Zum anderen besitzen Selbstbekenntnisse einen durchaus eigentümlichen ästhetischen Wert; sie gehören als Erscheinungsformen des Grotesken und Arabesken zu den wenigen »romantischen Naturprodukte(n)«3 der Moderne: »Besonders die Confessions geraten meistens auf dem Wege des Naiven von selbst in die Arabeske.«4 Das im Bekenntnis dargestellte Ich ist demnach bereits, was das dem Verfahren des Romantisierens unterworfene Ich erst werden soll, und zwar, wie Novalis in seiner Bestimmung dieses Verfahrens darlegt, im Zuge einer künstlichen »Operation«, die das »niedre Selbst … mit einem bessern Selbst … identificirt«.5

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05561-3_14

Full citation:

Moser, C. (1995)., ›Romantische Subjektivität‹ im Spannungsfeld von Textualisierung und ästhetischer Konstruktion: Rousseau, Schlegel, Novalis, in H. Birus (Hrsg.), Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler, pp. 246-266.

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