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(2013) Historische Musikwissenschaft, Stuttgart, Metzler.

Gedächtniskunst und Kompositionsprozess in der Renaissance

Anna Maria Busse Berger

pp. 356-366

Weil dies eine Wiener Vortragsreihe ist, möchte ich mit einer Ihnen allen gut bekannten Novelle von Stefan Zweig beginnen. Die Schachnovelle war Zweigs letztes Stück, das er zwischen 1938 und 1941 im brasilianischen Exil geschrieben hat. Die Hauptperson ist ein ehemaliger Gestapo-Gefangener, der auf einem Oceanliner berichtet, wie er die Einzelhaft überlebt hat, indem er Schach gegen sich selbst gespielt habe. Ich will mich hier nur auf einen Teil der Geschichte konzentrieren, und zwar auf die Beschreibung der Lernprozesse beim Schachspielen. Der Gefangene, Dr. B., hat damit angefangen, berühmte Schachturniere zu rekonstruieren; durch ständiges Üben war er bald in der Lage, ganze Spiele im Kopf zu planen. Er wusste, welche Züge sein imaginärer Gegner ausführen würde und welche Möglichkeiten für den Rest des Spieles offen stünden. Durch besessenes Auswendiglernen — zunächst auf einem selbstgemachten Schachbrett, schließlich auf rein mentaler Ebene — wurde der Gefangene ein Meister des Spieles und konnte jedes Spiel vollständig im Kopf ausarbeiten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05348-0_19

Full citation:

Busse Berger, A. M. (2013)., Gedächtniskunst und Kompositionsprozess in der Renaissance, in M. Calella & N. Urbanek (Hrsg.), Historische Musikwissenschaft, Stuttgart, Metzler, pp. 356-366.

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