Repository | Book | Chapter

218937

(2011) Handbuch der Kulturwissenschaften I, Stuttgart, Metzler.

Identität

Jürgen Straub

pp. 277-363

Bisweilen ist es ein Indiz für die allgemeine Bedeutung eines theoretischen Begriffs, dass er umstritten ist. Für den sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurs über Identität gilt dieser Zusammenhang zweifellos. »Identität« ist in zahlreichen Disziplinen, von der Psychologie und Pädagogik über die Soziologie, Ethnologie, Sozial- und Kulturanthropologie, die Geschichts- und Literaturwissenschaft bis hin zur Philosophie, und darüber hinaus in vielen trans- und interdisziplinären Debatten ein wissenschaftlicher Grundbegriff, und zwar seit Jahrzehnten.2 So unbestritten diese Diagnose ist, so kontrovers ist der Begriff selbst. Während ihn die einen für einen unverzichtbaren Bestandteil des theoretischen Vokabulars halten,3 empfinden ihn die anderen als Ärgernis und empfehlen seine Abschaffung.4 Jedenfalls in den Wissenschaften stifte ein derartig vieldeutiger Ausdruck, so die Kritiker, mehr Verwirrung, als er nutze. Zu allen »logischen« Übeln, die den Signifikanten in ein schillerndes Symbol verwandeln, das wuchernde, unkontrollierbare Konnotationen und Assoziationen wecke, aber keinen definierten oder wenigstens einigermaßen klar bestimmten semantischen Gehalt besitze, geselle sich die Tatsache, dass der diffuse »Begriff« mit normativen Aufforderungen verwoben sei, die die menschliche Praxis mehr und mehr an verinnerlichte Kontroll- und Disziplinardispositive koppeln.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00631-8_5

Full citation:

Straub, J. (2011)., Identität, in F. Jaeger & B. Liebsch (Hrsg.), Handbuch der Kulturwissenschaften I, Stuttgart, Metzler, pp. 277-363.

This document is unfortunately not available for download at the moment.