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219655

(2010) Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler.

Psychoanalyse als Erinnerungsforschung

Tilmann Habermas

pp. 64-74

Für die Psychoanalyse ist das Gedächtnis von zentraler Bedeutung, da es einen dynamischen Begriff des Unbewussten erlauben muss. Es war die zentrale Idee Sigmund Freuds, dass psychische Symptome in einer motivierten Unkenntnis über uns selbst wurzeln. Symptome verstand Freud (1896) als Erinnerungssymbole, die verschlüsselt auf vergangene Erlebnisse verweisen so wie antike Ruinen auf historische Gebäude und Lebensweisen. Im Unterschied zum Archäologen, der allein die Schichten der Zeit abzutragen und Verstümmelungen des Verfalls zu entschlüsseln hat, sehe der Psychoanalytiker sich jedoch einer weiteren Kraft gegenüber, der der Verdrängung. Denn Symptome entstünden erst durch den aktiven und motivierten Ausschluss von Erlebnissen aus der Erinnerung, der nur mehr verzerrte Erinnerungssymbole zulasse. Motiviert werde die Verdrängung durch den seelischen Schmerz, den traumatische oder konflikthafte Erinnerungen hervorrufen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00344-7_6

Full citation:

Habermas, T. (2010)., Psychoanalyse als Erinnerungsforschung, in C. Gudehus, A. Eichenberg & H. Welzer (Hrsg.), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, pp. 64-74.

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