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219655

(2010) Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler.

Bilder

Andre Bartoniczek

pp. 202-216

Die Vergangenheit erscheint in der Erinnerung als Bild. Sich zu erinnern heißt, bereits gewesene Wirklichkeit in der Gegenwart anzuschauen. Darin liegt die Gemeinsamkeit mit dem unsere Existenz fast durchgehend begleitenden ›materiellem‹ Bild — ob Gemälde, Buchillustration, Fernsehnachricht oder Urlaubsfoto: Es ist unmittelbare Wahrnehmung. Das materielle Bild zeichnet sich aus durch seine sinnliche Präsenz: Indem es der Sinneswahrnehmung zugänglich ist, erregt es Erlebnisse, die dem Wissen, den Vorstellungen fehlen. Da es sich noch vor die begriffliche Einordnung und Verarbeitung stellt, ist es zunächst ›Material‹ und kann so zum Träger des Unbewussten, des Affektes usw. werden. Es hat die Ursprünglichkeit, die wir uns von Wirklichkeitserfahrung erwarten und kann insofern als ein »harter Kern des Gedächtnisses« aufgefasst werden (Niethammer, in: A. Assmann 2009, 219). Gerade diese Merkmale des Bildes sind aber auch sein Problem: Visuelle Wahrnehmung erfasst den gegenwärtigen Moment und nicht Vergangenheit, durch ihre sinnliche Qualität ist sie geradezu das Gegenteil von Erinnerung.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00344-7_24

Full citation:

Bartoniczek, A. (2010)., Bilder, in C. Gudehus, A. Eichenberg & H. Welzer (Hrsg.), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, pp. 202-216.

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