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220486

(2011) Verlassene Stufen der Reflexion, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die humanistische Bestimmung der Soziologie

oder warum soziologische Bildung noch immer unabdingbar ist

Peter-Ulrich Merz-Benz

pp. 57-96

Albert Salomons Soziologie ist ein Rätsel. Wovon sie handelt, welches ihr Gegenstand ist, welchen Begriff von Wissenschaft sie verkörpert – das alles erscheint reichlich undurchsichtig. Zwar hebt Salomon die von ihm propagierte Soziologie ab von der positivistischen Soziologie Saint-Simons und Comtes; pseudo-historische Gesetze zu suchen, d.h. Gesetze jenseits der "Wirklichkeit wirkender Menschen", ist seine Sache nicht. Und mit einer Fachwissenschaft im heutigen Sinne hat seine Soziologie ohnehin nichts gemein. Aber ebenso wenig ist seine Soziologie Geschichtsphilosophie oder Geschichtstheorie – und auch die Charakterisierung, wonach Salomon eine spezifisch deutsche Soziologie vertritt, die sich mit der Geschichtsphilosophie überschneidet,1 erweist sich als zu unbestimmt. Der Blick auf die Themen von Salomons Arbeiten bringt ebenfalls keine Klarheit, bleibt doch festzustellen, dass seine Aufmerksamkeit zwar zum überwiegenden Teil ausgewählten Klassikern der Geschichte und Geschichtsphilosophie, der Sozialphilosophie und Soziologie gilt, er aber weder Ideengeschichte, noch Soziologiegeschichtsschreibung, Klassiker-Interpretation oder gar Text-Exegese betreibt. Nichtsdestotrotz nimmt Salomon eindeutige Klassifizierungen vor, indem er z.B. bei Jacob Burckhardt und Max Weber jeweils von historischer Soziologie spricht,2 ja sogar Qualitätsurteile fällt, etwa betreffend Hans Freyer, den er unbesehen von dessen politisch-weltanschaulichen Überzeugungen als "guten Soziologen"3 bezeichnet.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-93171-5_3

Full citation:

Merz-Benz, P. (2011)., Die humanistische Bestimmung der Soziologie: oder warum soziologische Bildung noch immer unabdingbar ist, in P. Gostmann & C. . Härpfer (Hrsg.), Verlassene Stufen der Reflexion, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 57-96.

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