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221599

(2010) Interventionskultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Von der Entwicklungszusammenarbeit zur humanitären Intervention

Conrad Schetter

pp. 31-47

Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde der Weltöffentlichkeit gewahr, dass sich das auf nationalstaatlichen Prinzipien basierende politische System, das durch die bipolare Weltordnung vierzig Jahre lang aufrechterhalten worden war, als eine Schimäre entpuppte und ins Wanken geriet: So erodierte in vielen Regionen der Welt das nationalstaatliche System aufgrund von Globalisierungs- und Lokalisierungstendenzen. Dies verdeutlichte, dass das Prinzip des Nationalstaats in vielen Regionen der Welt nie die Stabilität erreicht hatte, die ihm allgemein zugeschrieben wurde. Seit den 1990er Jahren nahmen zudem sprunghaft Anzahl und Intensität gewaltsamer, innerstaatlicher Konflikte zu, die in der Regel um die Frage der Beschaffenheit von nationaler Staatlichkeit kreisten. Diese gewaltsamen Konflikte hielten zum einen über die Medien Eingang in die Wohnzimmer des global village und erzeugten Betroffenheit über Kriege und humanitäre Katastrophen wie etwa in Ruanda, Darfur, Aceh oder Afghanistan. Zum anderen sah die westliche Welt zunehmend ihre Lebensstandards und Sicherheiten durch die offensichtlichen Folgen dieser gewaltsamen Konflikte – nämlich das Aufkommen kaum zu kanalisierender Migrationsströme oder die Entstehung von Ressourcenengpässen etc. – gefährdet. Damit paarte sich die Verantwortung für humanitäres Handeln und Entwicklung mit handfesten Sicherheitsinteressen ("Festung Europa"), was eine neue Interventionskultur entstehen ließ.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-92219-5_3

Full citation:

Schetter, C. (2010)., Von der Entwicklungszusammenarbeit zur humanitären Intervention, in T. Bonacker, M. Daxner, J. Free & C. Zürcher (Hrsg.), Interventionskultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 31-47.

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