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205231

(2001) Moral und Recht im Diskurs der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Rechtsirritationen

Gunther Teubner

pp. 351-380

Treu und Glauben irritieren das britische Recht. Kürzlich hat die berühmtberüchtigte europäische Richtlinie zum Verbraucherschutz das kontinentaleuropäische Prinzip der bona fides direkt in das britische Vertragsrecht implantiert, wo es ein beträchtliches Ausmaß an Irritationen auslöste. Nach der Richtlinie ist eine Vertragsbestimmung mißbräuchlich, »wenn sie entgegen dem Gebot von Treu und Glauben zum Nachteil des Verbrauchers ein erhebliches und ungerechtfertigtes Mißverhältnis der vertraglichen Rechte und Pflichten der Vertragspartner verursacht«.2 Zwar war der ansteckende Virus bereits früher in das Vertragsrecht des common law eingedrungen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo der Uniform Commercial Code und das Restatement (2d) das Kriterium von Treu und Glauben für die Durchführung und Durchsetzung eines Vertrages eingeführt haben.3 Aber traditionsbewußte britische Gerichte haben bei verschiedenen Gelegenheiten den Krankheitserreger auswärtigen Ursprungs erfolgreich bekämpft, als »inherently repugnant to the adversial position of the parties«, und als »unworkable in practice«.4 Jetzt stehen sie jedoch vor dem Problem, wie sie mit der EG—Richtlinie umgehen sollen. Und es ist zu erwarten, daß sich das Prinzip von Treu und Glauben noch weit über den Bereich des Verbraucherschutzes hinaus ausdehnen wird.5

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-10841-2_16

Full citation:

Teubner, G. (2001)., Rechtsirritationen, in G. Dux & F. Welz (Hrsg.), Moral und Recht im Diskurs der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 351-380.

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