Repository | Book | Chapter

137067

(1936) Methodenlehre der Sozialwissenschaften, Wien-New York, Springer.

Der Weg zur Überwindung des Methodenstreites

Felix Kaufmann

pp. 235-254

Die bisherigen Untersuchungen haben uns von immer neuen Aspekten her und mit immer wachsender Deutlichkeit vor Augen geführt, daß eine Überwindung des Methodenstreites in den Sozialwissenschaften nicht in der Weise denkbar ist, daß in jedem der strittigen Fälle durch eine inappellable philosophische Instanz eine bestimmte Methode als die allein richtige oder doch als die beste deklariert werden könnte. Vielmehr muß man trachten, empirische Anhaltspunkte für die Bewährung des einen und des anderen Verfahrens zu erlangen. Freilich wird auch die Besinnung auf die bisher mit Hilfe der einzelnen kontroversen Methoden erzielten Erfolge nur relativ selten die völlige Ausschaltung eines in weiten Kreisen der Forscher anerkannten Verfahrens zur Konsequenz haben, aber sie wird doch häufig zu einer — freilich niemals absolut endgültigen — Bestimmung der komparativen Praktikabilität (Tauglichkeit) der in Frage kommenden Methoden führen, und zwar nach mehreren Richtungen hin. Sie wird a) nach Festsetzung bzw. rationaler Nachkonstruktion der Erkenntnisziele und ihrer Rangordnung (die selbst wieder durch die "Praxis' des Lebens oder durch die charakteristische Eigenart der Forscher nahegelegt sein mögen) erkennen lassen, daß die Idee einer die gesamten Sozialwissenschaften umspannenden Methodenhierarchie, die den Forschungsweg in seinen Hauptlinien vorzeichnen würde, aller Voraussicht nach nicht realisierbar ist. Man muß vielmehr in der Regel, wenn man zwischen zwei in Frage kommenden Methoden wählt, für die erlangten "Vorteile" auch gewisse "Nachteile" in Kauf nehmen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-7091-6001-5_16

Full citation:

Kaufmann, F. (1936). Der Weg zur Überwindung des Methodenstreites, in Methodenlehre der Sozialwissenschaften, Wien-New York, Springer, pp. 235-254.

This document is unfortunately not available for download at the moment.