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220141

(1999) Religionsphilosophie, Stuttgart, Metzler.

Der Begriff "Religionsphilosophie" in Indien

Stephan Grätzel, Armin Kreiner

pp. 248-256

Der moderne Hinduismus faßt den Begriff der Philosophie als einen maßgeblichen Bezugspunkt der Selbstdarstellung und des Gespräches mit dem Abendland auf. Die eigene Tradition wird am Leitfaden dieses Begriffes ausgelegt. Als Übersetzung von Philosophie (›philosophy‹) bürgert sich in den neuindischen Sprachen wie auch im modernen Sanskrit weitgehend der Ausdruck ›darshana‹ ein. Darshana gilt heute als das traditionelle indische Wort für Philosophie. Der Hinduismus sieht hierin eine durch die eigene Tradition vorgegebene Antwort auf den Begriff und Anspruch dessen, was im Abendland ›Philosophie‹ genannt wird. Auch werden spezifisch indische Ansprüche an den Gebrauch von Darshana geknüpft; wofür etymologische Hinweise auf die Sanskritwurzel ›drish‹ (sehen) stehen. So gilt Darshana als Symptom einer Orientierungsweise, der es um ein genuines ›Sehen‹, ein unmittelbares Realisieren des Absoluten gehe und die insofern vom analytischen, theoretisch-objektivierenden Geist der abendländischen Philosophie wesentlich verschieden sei. Das für diese philosophischen Systeme (darshana) maßgebliche Motiv liegt in dem Streben nach Erlösung (moksha) aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (samsara) und dem ihm eigenen Ungenügen und ›existentiellem‹ Leiden (duhkha).

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05028-1_17

Full citation:

Grätzel, S. , Kreiner, A. (1999). Der Begriff "Religionsphilosophie" in Indien, in Religionsphilosophie, Stuttgart, Metzler, pp. 248-256.

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