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198724

(1994) Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Wie ist Gesellschaft möglich in der Soziologie von Norbert Elias

Carlo Mongardini

pp. 161-169

1. Die Frage: "Wie ist Gesellschaft möglich?" wurde von Georg Simmel als kritisches Grundproblem der Sozialwissenschaften und der geschichtlichen Erkenntnisse selbst gestellt1. Denn sobald sich das Augenmerk der Soziologie von dem Begriff "Gesellschaft" als Element außerhalb des Ich auf den Sozialisierungsprozeß richtet, in dem das Ich immer einbezogen ist, stellt sich die Frage, wie Gesellschaft möglich sei. Für Simmel ist Gesellschaft im allgemeinen Sinne nur ein Etikett, das den verschiedenen Inhalten aufgesetzt wird. Sie ist keine "Einheit, die mit nur einer Definition beschrieben werden könnte", sondern die Gesamtheit "aller Einzelkräfte und Verbindungsglieder zwischen ihren einzelnen Elementen"2. In diesem Sinne löst sich der Begriff "Gesellschaft" in die einzelnen Sozialisierungsformen und -prozesse auf, die der reale Gegenstand der Soziologie sind. Die Gesellschaft im engeren Sinne, d.h. die gesellschaftliche Verbindung wird durch die 'soziologischen Aprioritäten" ermöglicht. Die Frage, wie Gesellschaft möglich sei, schreibt Simmel, "hat unter diesen Umständen einen völlig anderen methodischen Sinn als die: "Wie ist Natur möglich?". Denn auf diese Fragen antworten "die in den Elementen selbst a priori gelegenen Bedingungen, durch die sie sich real zu der Synthese ‚Gesellschaft" verbinden"3. D.h. die Frage, wie Gesellschaft möglich sei, kann man, wie folgt, umschreiben: "was liegt denn ganz allgemein und a priori zum Grunde, welche Voraussetzungen müssen wirksam sein, damit die einzelnen, konkreten Vorgänge im individuellen Bewußtsein wirklich Sozialversicherungsprozesse seien, welche Elemente sind in ihnen enthalten, die es ermöglichen, daß ihre Leistung abstrakt ausgesprochen, die Herstellung einer gesellschaftlichen Einheit aus Individuen ist?"4.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-96047-4_5

Full citation:

Mongardini, C. (1994)., Wie ist Gesellschaft möglich in der Soziologie von Norbert Elias, in C. Klingemann, M. Neumann, K. Rehberg & I. Srubar (Hrsg.), Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 161-169.

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