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199280

(2009) Sprache, Dordrecht, Springer.

Sprache — das Tor zur Welt!?

Ekkehard Felder

pp. 13-57

Ein großer Teil unseres individuellen Wissens basiert auf der Rezeption von Sprachzeichen, wie sie in sprachlichen Äußerungen mündlicher und schriftlicher Art verbreitet werden. Die Basis unseres Erfahrungsschatzes und der Ausgangspunkt unserer Wissensbildungsprozesse sind Interaktionen, die zwischen Individuen oder innerhalb von Gruppen oder in Massenmedien stattfinden. Die auf diese Weise gewonnenen Wissensbestände und Erfahrungen werden in kommunikativen Formulierungsroutinen reproduziert und dadurch teilweise zu "kollektiven" Wissensbeständen bzw. Erfahrungsmustern verdichtet — genauer gesagt, sie werden als kollektiv gültig eingeschätzt; so beispielsweise im Herbst 2008 die als kollektiv gültig unterstellte Annahme, die Welt befinde sich in einer globalen Finanzkrise. Das Bewusstsein für die Grenze zwischen einerseits empirisch-individuell und andererseits kommunikativ erfahrenen Wirklichkeitskomponenten muss in der Vielzahl der Rezeptions- und Perzeptionsvorgänge verschwimmen. Damit ist auch nicht mehr klar bestimmbar, welche Wissens- und Erfahrungsbestände überwiegend sprachlich in Rezeptionsakten wahrgenommen wurden und welche auf unmittelbar empirischsinnlichen Wahrnehmungen fußen. Beide Formen der Wahrnehmung münden in Wissensbestände. Da allerdings auch die nicht sprachlich wahrgenommenen Sinneseindrücke zum Zwecke der Kommunikation sprachlich erfasst werden müssen, kann man mit Recht von Sprache als dem zentralen Medium unserer Erfahrungsbasis und unserer Wissenskonstitution (Wygotski 1934/1971) sprechen.1

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-642-00342-4_2

Full citation:

Felder, E. (2009)., Sprache — das Tor zur Welt!?, in E. Felder (Hrsg.), Sprache, Dordrecht, Springer, pp. 13-57.

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