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215651

(2009) Kultur und Semantik, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Wo liegt Macht?

Zur Semantik- und Sinnbildung in der Politik

Ilja Srubar

pp. 201-220

»Macht«, obwohl allgegenwärtig beobachtbar als Phänomen, ist trotzdem theoretisch schwer zu orten. Darin stimmen selbst scheinbar völlig inkommensurable Autoren wie Max Weber (1972) und Michel Foucault (1997) überein. Der eine weigert sich, »Macht« als solche in ihrem unstrukturierten Zustand zu behandeln, der andere wies nach, dass Macht diffus im sozialen Raum verteilt ist, und nur in flüchtigen Konfigurationen von Diskursstrukturen temporär aufscheint. Die Vorstellung von politischerMacht im Sinne von Herrschaft, die wohlbehütet in einer festgefügten Hierarchie von Institutionen verankert ist, scheint damit obsolet zu werden. Damit wird auch die Vorstellung von Macht als eines Mechanismus fraglich, der der Asymmetrisierung sozialer Situationen dient, d. h. der Durchsetzung des eigenen gegen den fremden Willen, wie Max Weber es formulierte (1972, 28). Das dahinter stehende Modell der Macht als eines individuellen oder kollektiven Handlungsvermögens, das Situationen zugunsten einer Partei entscheidet, weil es Interaktionen asymmetrisch zu gestalten vermag, scheint anderen Modellen zu weichen, die Kommunikation (Luhmann 1984) oder symbolische Repräsentation (Baudrillard 1992, aber auch bereits Schütz 2003 und Voegelin 1965) als Mechanismen der Macht betonen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-91925-6_7

Full citation:

Srubar, I. (2009). Wo liegt Macht?: Zur Semantik- und Sinnbildung in der Politik, in Kultur und Semantik, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 201-220.

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