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218871

(2014) Bilder in historischen Diskursen, Dordrecht, Springer.

"Das Kartenbild bleibt."

Landkarten als Visualisierungsstrategien im Ost-Diskurs der Weimarer Republik

Agnes Laba

pp. 221-240

Der britische Geograf Richard Hartshorne erkannte bereits im Jahr 1937 die zentrale Rolle von Landkarten für den deutschen Revisionismus gegenüber dem Versailler Vertrag und seinen Bestimmungen. Landkarten hatten sich in den 1920er Jahren zu zentralen Trägermedien deutscher Diskurse um Friedensvertrag, Reparationsforderungen und territoriale Abtretungen vor allem entlang der deutschen Ostgrenzen etabliert: Sprach- und Bevölkerungskarten, Grenzkarten sowie Karten von Abstimmungsgebieten und -ergebnissen hatten in wissenschaftlichen Abhandlungen und Zeitschriftenartikeln einen festen Platz, ebenso in der Alltagspublizistik. Die Karten waren dabei mehr als nur Illustrationsobjekte für geschriebene Texte. Für den Großteil der deutschen Bevölkerung, die fern der betroffenen Gebiete lebte, konnten die territorialen Abtretungen als Folge des Versailler Vertrages im Vergleich zu weitaus offensichtlicheren Auswirkungen wie den Reparationszahlungen oder der vorgeschriebenen Demokratisierung von Politik und Gesellschaft lediglich eine abstrakte Bedeutung besitzen. Es ist daher die grundlegende These dieses Beitrags, dass Landkarten die Gebietsverluste an der Ostgrenze sinnlich erfahrbar machten. Der Satz muss geändert werden: "Sie gaben ihnen eine visuelle Gestalt und konkretisierten sie dadurch." Wie im Folgenden gezeigt werden wird, fungierten Landkarten innerhalb des "Ost-Diskurses' der Weimarer Republik als Medien der visuellen Evidenzherstellung. Ihre Kennzeichnung als "logische Bilder" trug darüber hinaus zu einer Verwissenschaftlichung des Diskurses bei. Indem Landkarten das Unrechtsbewusstsein der Deutschen über die territorialen Abtretungen im Osten wachriefen und -hielten, wurden sie zu Instrumenten des deutschen Revisionsgedankens.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-05398-7_9

Full citation:

Laba, A. (2014)., "Das Kartenbild bleibt.": Landkarten als Visualisierungsstrategien im Ost-Diskurs der Weimarer Republik, in F. X. Eder, O. Kühschelm & C. Linsboth (Hrsg.), Bilder in historischen Diskursen, Dordrecht, Springer, pp. 221-240.

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