Repository | Book | Chapter

221155

(2018) Liebe – eine Tugend?, Dordrecht, Springer.

Der Begriff der Liebe, die Bestimmung der Tugend und die Kategorie des Habitus

Rolf Schönberger

pp. 15-50

Thomas von Aquin versteht wie Aristoteles Liebe (amor) als eine Leidenschaft, die heilige Liebe (caritas) aber als Tugend. Sie ist freilich nicht eine neben anderen Tugenden, sondern sogar die Form der Tugenden. Damit setzt sich Thomas zwar einerseits von Petrus Lomardus ab, der an die Stelle eines Tugendhabitus den Hl. Geist setzt. Dies macht nämlich die Zuschreibung der Liebe als Haltung des Menschen unverständlich. Wenn Thomas aber anders als Aristoteles die Liebe als Tugend und sogar als deren Form versteht, dann deswegen, weil die Tugenden als Handlungsdispositionen gefasst werden, zu denen zugleich eine Neigung zu entsprechendem Handeln gehört. Dies kann aber nicht als ein psychologischer Gewöhnungseffekt interpretiert werden, da die Tugenden auf endliche Güter gerichtet sind, diese aber ihrerseits auf in dem einen unendlichen Gut begründet liegen. Die Bejahung, die darauf gerichtet ist, fasst Thomas als caritas. Diese wird daher auch nicht wie sonstige Tugenden durch entsprechende Akte erworben. Die thomasischen Untersuchungen des Tugendbegriffs sind zugleich von einer ausgearbeiteten Analyse sowohl des Habitus als einem Mittleren zwischen Potenz und Akt wie auch des Tugendbegriffs selbst getragen. Thomas versucht dabei, den handlungstheoretischen Sinn von virtus als Tugend mit dem außermoralischen Sinn als Kraft zu verbinden.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-17874-1_2

Full citation:

Schönberger, R. (2018)., Der Begriff der Liebe, die Bestimmung der Tugend und die Kategorie des Habitus, in W. Rohr (Hrsg.), Liebe – eine Tugend?, Dordrecht, Springer, pp. 15-50.

This document is unfortunately not available for download at the moment.