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Francis Bacon und Hobbes' Widmungsbrief zu De Cive

Karl Schuhmann

pp. 1-24

Das Mißverhältnis zwischen dem mit Gründen zu vermutenden und dem tatsächlich nachweisbaren Einfluß Bacons auf Hobbes hat die Forschung immer wieder irritiert. Seinem Vertrauten John Aubrey hatte Hobbes im Alter von seinem (wohl längeren) Umgang mit Bacon und der besonderen Wertschätzung des Lordkanzlers für ihn berichtet.1 Auch die Erzählung von Bacons Tod infolge Erkältung bei einem Experiment mit Schnee ist nur durch Aubreys Aufzeichnung aus Hobbes' Mund überliefert. 2 Ungünstig sticht davon ab, daß Bacon in Hobbes' Werk nur als quantité négligeable figuriert. In den Hauptwerken wird er nirgends genannt, und der Widmungsbrief zu De Corpore, der unter den Wegbereitern der neuen Wissenschaft eine vergleichsweise sekundäre Figur wie Marin Mersenne nennt, übergeht den buccinator novi temporis mit Schweigen. Das Spätwerk erwähnt ihn zweimal nebenbei. Ein Experiment mit einem Glas Wasser, das der Lordkanzler »in the third page of his natural history" beschreibt, wird zitiert (ew vii, 112),3 und Hobbes erinnert sich, »irgendwo in den Schriften des Kanzlers Bacon« etwas über dessen Theorie von Ebbe und Flut gelesen zu haben (ol iv, 317).4 Wie nun? Hielt man sich an Aubrey, so mußte Hobbes »Bacons unmittelbarer Nachfolger und Schüler« sein5, urteilte man dagegen anhand seiner Werke, so schien er »nichts weniger« als das.6 »Pas une phrase d"adhésion générale ou de réfutation directe n"atteste dans Hobbes l"importance depuis tant célébrée des nouveautés de Bacon,« so lautete die Klage.7 Hatte Hobbes gar die Spuren eines Einflusses verwischt, um selber als originell zu erscheinen?

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-017-0485-4_1

Full citation:

Schuhmann, K. (2004). Francis Bacon und Hobbes' Widmungsbrief zu De Cive, in Selected papers on renaissance philosophy and on Thomas Hobbes, Dordrecht, Springer, pp. 1-24.

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