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222463

(1974) Heidelberger Jahrbücher, Dordrecht, Springer.

Montaignes Begriff Der Gesundheit

Jakob Amstutz

pp. 101-122

In Jeremias Gotthelfs Roman Annebäbi Jowäger von 1842, Untertitel: " . . . und wie es ihm mit dem Doktern ging", will die Bäuerin Annebäbi vom Arzt eine Laxierung für ihren Sohn. Der Doktor hält eine solche für schädlich und sagt, man müsse "die Natur machen lassen", und er selber sei "nur ein Diener der Natur". Annebäbi, zornig darüber, daß der Doktor ihrem Jungen also nicht helfen wolle, geht auf dem Heimweg ins Wirtshaus, klagt dort bei Wirtin und Gästen über den Arzt und fragt, wer das wohl sei, "der Natur"; gesehen habe sie den jedenfalls noch nie. Von den Gästen meint einer, "der Natur'sei ein Apotheker in Bern, der dem Doktor Medizin liefere. Ein anderer meint, das sei des Doktors Frau, ein dritter gar, "der Natur'sei der Teufel. Annebäbi läßt sich von den Leuten in der Gaststube dann einen Wunderdoktor empfehlen, welcher einen Trank verkaufe, der sowohl gegen Schwangerschaftsbeschwerden wie gegen Beinbrüche wie gegen Durchfall helfe. Die Gesellschaft in der Gaststube verhechelt dann die "neumödischen"Ärzte und Pfarrer, die beide immer "von dem Natur'sprächen1). Eine Annebäbi ähnliche Frau schimpft in Gotthelfs Schulmeister-Roman über den Pfarrer, weil er gesagt habe, "er wisse nicht, wie es im Himmel sei"; früher hätten die Pfarrer jedenfalls gewußt, wie es im Himmel aussehe2). Aber die "neumödischen Pfaffen und Dökter"wüßten eben nichts mehr und könnten einem nicht helfen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-642-65894-5_9

Full citation:

Amstutz, J. (1974)., Montaignes Begriff Der Gesundheit, in Heidelberg Universitäts-Gesellschaft (Hrsg.), Heidelberger Jahrbücher, Dordrecht, Springer, pp. 101-122.

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