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215309

(2011) Die Eigenart der kultur- und sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

"Kausalität" oder ‚Wechselwirkung"?

Simmel, Weber und die "verstehende Soziologie"

Klaus Lichtblau

pp. 173-192

Im Gefolge der Rückbesinnung auf den historischen Ursprung der modernen Soziologie ist in der Vergangenheit auch das wechselseitige Verhältnis zwischen dem Werk von Georg Simmel und Max Weber verstärkt in den Blickpunkt der Forschung getreten. Dieses Interesse verdankt sich nicht nur der internationalen Diskussion über die Eigenart der kulturellen Moderne, sondern ist zugleich Ausdruck einer Irritation über das akademische Selbstverständnis der modernen Soziologie, die den ‚Hiatus irrationalis' zwischen der begrifflich-theoretischen Arbeit und der empirischen Forschung nie vollständig hat überwinden können. Hinzu kommt der Umstand, daß mit den Werken von Simmel und Weber – zumindest was ihre Rezeptionsgeschichte betrifft – zwei unterschiedliche Traditionen des soziologischen Forschens und Denkens ihren Ausgangspunkt nehmen. Die Unterschiede zwischen diesen beiden soziologischen Traditionen scheinen dabei durch die nordamerikanische Rezeption der Werke von Simmel und Weber – d.h. durch Albion W. Small und Robert E. Park einerseits sowie durch Talcott Parsons andererseits – eher noch verstärkt worden zu sein. Simmels mikroskopische Analysen des alltäglichen Lebens und Webers universalgeschichtliche Untersuchungen stehen sich so gleichsam wie zwei fremde Welten gegenüber, die durch Simmels Vorliebe für eine auch in literarischer Hinsicht anspruchsvolle Ausdrucksweise und Webers Insistieren auf eine allen stilistischen Reizes entbehrende ‚exakte" Begriffsbildung noch weiter auseinanderzudriften scheinen. Jedoch sind in der einschlägigen Sekundärliteratur bereits früh auch eine ganze Reihe von sachlichen Gemeinsamkeiten in den Werken dieser beiden ‚Gründerväter" der modernen Soziologie wahrgenommen worden, welche zugleich die Frage nach ihrer jeweiligen erkenntnistheoretischen und methodologischen Standpunkte akut werden ließen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-93235-4_10

Full citation:

Lichtblau, K. (2011). "Kausalität" oder ‚Wechselwirkung"?: Simmel, Weber und die "verstehende Soziologie", in Die Eigenart der kultur- und sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 173-192.

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