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121513

(1981) Vom Gesichtspunkt der Phänomenologie, Den Haag, Nijhoff.

Über Wahrheit

Rudolf Boehm

pp. 237-253

Unsere Begriffe von Wahrheit, Wissen und Erkenntnis scheinen dem Ideal der Objektivität zu entsprechen. Aber wie vielfältig auch immer der zugrundeliegende Begriff der Wahrheit umrissen wird - doch, wie mir scheint, nur in geringfügiger Abwandlung des Begriffs der Übereinstimmung der Vorstellung mit dem Gegenstande, der Sache -, all diese Bestimmungen bleiben auffallend sachfremd. Die Gegenstände der Erkenntnis und des Wissens, worüber man die Wahrheit wissen will, sind ganz gleichgültig. Es gibt sie eben, massenhaft. Erkenntnis gewinnt, Wissen erlangt, Wahrheit erzielt man, wenn man sich nur zu irgendwelchen beliebigen Gegenständen aus der reichlich vorhandenen Masse, gleichgültig welchen, in das rechte - das von den verwendeten Definitionen von Wahrheit, Wissen und Erkenntnis geforderte - Verhältnis setzt. Zwar braucht man, um Erkenntnis, Wissen und Wahrheit zu gewinnen. Gegenstände, aber jeder beliebige tut's, und sie sind der billigste, überall haufenweise verfügbare Rohstoff dieser Industrie. Wenn man es abgesehen hat auf Erkenntnis, Wissen und Wahrheit, scheinen die Gegenstände, überreichlich vorhanden, leicht ersetzbar, beliebig austauschbar, gleichgültig welche, eine gewiß unentbehrliche, aber doch untergeordnete Rolle zu spielen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-009-8228-4_13

Full citation:

Boehm, R. (1981). Über Wahrheit, in Vom Gesichtspunkt der Phänomenologie, Den Haag, Nijhoff, pp. 237-253.

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