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193592

(2008) Phänomenologie und Soziologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Konstitution, Konstruktion

Phänomenologie, Sozialwissenschaft

Thomas Luckmann

pp. 33-40

Vor über vierzig Jahren haben Berger und ich unter dem Deckmantel einer wissenssoziologischen Abhandlung eine alte Sicht der menschlichen Welt neu einzuführen versucht. Die damals vorherrschende Soziologie war ein Amalgam des reduktionistischen Positivismus und der von Parsons entwickelten strukturfunktionalistischen Theorie. Sie war nicht, so wie wir das Wort verstanden, eine realistische Erfahrungswissenschaft. Die Auffassung, dass Menschen die Menschenwelt schafften, war in die moderne Wissenschaft von Vico eingeführt, Berger und mir aber durch die Marxschen anthropologischen Schriften und vor allem durch die philosophische Anthropologie Plessners und Gehlens nahe gerückt. Wir fragten, wie eine Wirklichkeit in menschlichen Tätigkeiten über viele Generationen entsteht und so etwas wie Objektivität erwirbt. Wie konnte eine auf diese Weise aus der Natur hervorgegangene historische Wirklichkeit gesellschaftlich zur »zweiten Natur« des Menschen verfestigt werden? Ich erwähne diese alte Geschichte einleitend zum Thema meines heutigen Vortrags, Konstitution, Konstruktion, weil der Titel der erwähnten Abhandlung The Social Construction of Reality war und ich unmissverständlich darauf hinweisen möchte, dass Berger und ich damals vom noch nicht existenten Konstruktivismus nichts wissen konnten und heute von den späteren epistemologisch und wissenschaftstheoretisch unhaltbaren Entwicklungen, welche später so benannt wurden, nichts wissen wollen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-91037-6_2

Full citation:

Luckmann, T. (2008). Konstitution, Konstruktion: Phänomenologie, Sozialwissenschaft, in Phänomenologie und Soziologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 33-40.

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