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Soziologie in der DDR

Legitimationsbeschaffung oder "machtkritische Subkultur"?

Lothar Peter

pp. 385-419

Soziologie entwickelte sich in der DDR erst seit den 60er-Jahren, weil diese wissenschaftliche Disziplin bis dahin als "bürgerlich" beargwöhnt worden war. Nach ihrer formellen Etablierung (1964) versuchte die Soziologie vor allem, "Gesetzmäßigkeiten" der gesellschaftlichen Entwicklung zu erforschen, um den Aufbau des Sozialismus in der DDR zu beschleunigen. Die epistemologische Abhängigkeit von den Leitwissenschaften der politischen Ökonomie und der marxistisch-leninistischen Philosophie schränkten jedoch die Reichweite und Tiefe soziologischer Analysen ein. Die Spezifik des zentralen Gegenstandes der Soziologie, also die Besonderheit sinnhaften Handelns und Verhaltens sozialer Akteure, blieb der Soziologie in der DDR lange Zeit weitgehend verborgen. Erst mit zunehmenden Tendenzen gesellschaftlicher Modernisierung und Individualisierung begann sich die soziologische Forschung vorsichtig von der Dominanz marxistisch-leninistischen Systemdenkens zu lösen und die "relative Autonomie des Sozialen" gegenüber den "objektiven" gesellschaftlichen Strukturen zumindest partiell anzuerkennen. Ob daraus eine eigenständige marxistische Soziologie hätte entstehen können, musste wegen des Zerfalls der DDR am Ende der 80er-Jahre eine offene Frage bleiben.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-07614-6_17

Full citation:

Peter, L. (2018)., Soziologie in der DDR: Legitimationsbeschaffung oder "machtkritische Subkultur"?, in S. Moebius & A. Ploder (Hrsg.), Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie 1, Dordrecht, Springer, pp. 385-419.

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