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(2016) Zu Gast in deiner Wirklichkeit, Dordrecht, Springer.
Lotte und Peter kennen einander ziemlich gut. Sie sind ja auch schon einige Jahre zusammen. Sie wissen, was der andere mag und was er nicht mag und wie er in bestimmten Situationen reagiert. Zudem haben Lotte und Peter gemeinsame Interessen. Man könnte sagen, Lotte und Peter sind häufig "auf der gleichen Wellenlänge", oder anders formuliert: Sie halten sich häufig in der gleichen Welt auf. Das ist für ihre gemeinsame Kommunikation förderlich. Trotzdem gibt es hin und wieder – wir haben es ja gemeinsam schon erlebt – Missverständnisse und Streit bei unserem Paar. Dann verhalten sie sich wenig empathisch dem anderen gegenüber und achten stattdessen in erster Linie auf sich selbst. In anderen Situationen dagegen denken sie nur an den Gegenüber oder ihnen wichtige Menschen. Und in wieder ganz anderen Situationen erleben sie bei der Betrachtung fremder Menschen keine Empathie, häufig gar nichts oder sogar Abgrenzung und Abneigung. Empathie ist also offenbar etwas, was wir nicht immer erleben, auf das wir nur manchmal zurückgreifen … und manchmal eben auch nicht. Wir sind also nicht immer und nicht in jeder Situation empathisch, weder anderen noch uns selbst gegenüber. Vielleicht bringt uns Empathie ja nur in bestimmten Situationen Vorteile und ist in anderen eher nachteilig?
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-662-48030-4_10
Full citation:
Bak, P. (2016). Mehr oder weniger Empathie, in Zu Gast in deiner Wirklichkeit, Dordrecht, Springer, pp. 97-103.