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215435

(1996) Kritische Kriminologie in der Diskussion, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die Vernunft des Verbrechens

Susanne Karstedt, Werner Greve

pp. 171-210

Es ist das Verdienst der kritischen Kriminologie, radikal darauf hingewiesen zu haben, daß "Kriminalität normal sei" (Haferkamp 1972), daß kriminelles2 und normabweichendes Verhalten "ubiquitär" seien, und — unter dem Stichwort der "Kriminalität der Mächtigen" — daß illegales Verhalten für bestimmte Gruppen durchaus nützlich, lohnend und eben in diesem Sinne "rational" sein könne. Das klingt heute nicht mehr sehr aufregend, hat aber immer noch interessante Konsequenzen: Weder die Täter noch die Taten sind "pathologisch", sondern das, was Menschen tun, die Gesetze übertreten, inklusive der spezifischen Delikte, folgt den gleichen Regeln wie das, was alle anderen auch tun. Tatsächlich werden viele Straftaten und Delikte im Alltag von ansonsten völlig rechtstreuen Bürgern begangen (z. B. Ladendiebstahl, Steuerhinterziehung, Versicherungsbetrug, Raubkopieren von Software, Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung etc.). Paradoxerweise sind eben diese Überlegungen der Ausgangspunkt eines theoretischen Ansatzes in der Kriminologie, der dem Paradigma der kritischen Kriminologie diametral entgegengesetzt zu sein scheint: des sogenannten "Rational-Choice" (RC)-Paradigmas.3

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-95639-2_5

Full citation:

Karstedt, S. , Greve, W. (1996)., Die Vernunft des Verbrechens, in K. Bussmann & R. Kreissl (Hrsg.), Kritische Kriminologie in der Diskussion, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 171-210.

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