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(2007) Phänomenologien der Identität, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Am 10. Juli 1860 konnten die Franzosen im ĽÉcho rochelais die folgende Mitteilung lesen: "Da in unserer Stadt nur noch von einer seltsamen, in der medizinischen Physiologie außergewöhnlichen Metamorphose gesprochen wird, haben wir aus zuverlässiger Quelle Auskünfte eingeholt, um darüber ein paar Worte zu sagen. — Ein Mädchen von einundzwanzig Jahren, das durch sein hohe Gesinnung wie durch seine solide Ausbildung eine bemerkenswerte Lehrerin war, hatte bisher fromm und sittsam in Unwissenheit über sich selbst gelebt, das heißt im Glauben, das zu sein, was sie nach Meinung aller zu sein schien, obwohl es organische Besonderheiten gab, die bei erfahrenen Leuten Befremden hätten auslösen müssen, dann Zweifel und durch den Zweifel Aufklärung, doch die christliche Erziehung des Mädchens war der unschuldige Schleier, der ihr die Wahrheit verhüllte. — Erst vor kurzem hat endlich ein zufälliger Umstand ihren Zweifel geweckt; die Wissenschaft wurde hinzugezogen, ein Irrtum im Geschlecht wurde festgestellt. […] Das Mädchen war ganz einfach ein junger Mann" (zit. n. Foucault 2000, S. 207).
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-531-90676-8_3
Full citation:
Zirfas, J. , Jörissen, B. (2007). Körper, Geschlecht und Inszenierung, in Phänomenologien der Identität, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 85-122.