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217490

(1992) Beobachtungen der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Kontingenz als Eigenwert der modernen Gesellschaft

Niklas Luhmann

pp. 93-128

Unter den häufigsten Beschreibungen der modernen Gesellschaft findet man immer wieder den Hinweis auf ein ungewöhnliches Maß an Kontingenz. Er bezieht sich auf Gesellschaftsstrukturen, zum Beispiel auf das positive Recht, die jeweils im Amt befindliche Regierung, das in der Wirtschaft investierte Kapital, aber mindestens seit Boutroux1 auch auf die Naturgesetze, auf die alle Technologien sich doch müssen verlassen können, ja sogar auf Zeichengebrauch schlechthin.2 Der neuzeitliche Kulturbegriff impliziert sowohl Reflexivität im Sinne von Selbstanalyse als auch das Wissen, daß es andere Kulturen gibt, also Kontingenz der Zugehörigkeit bestimmter Items zu bestimmten Kulturen. Was immer geschieht, ist Einsatz im Kontext von Kontingenz, und die Vergangenheit, wenn auch selbst nicht mehr kontingent, wird durch die Geschichtsphilosophie seit dem 18. Jahrhundert und die Evolutionstheorie seit dem 19. Jahrhundert so rekonstruiert, daß man sieht: auch sie war kontingent gewesen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-93617-2_3

Full citation:

Luhmann, N. (1992). Kontingenz als Eigenwert der modernen Gesellschaft, in Beobachtungen der Moderne, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 93-128.

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