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(2006) Kultur. Theorien der Gegenwart, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Michael Hardt & Antonio Negri

Kulturrevolution durch Multitudo

Manfred Lauermann

pp. 309-321

Es sah eine lange Zeit nach 1990 so aus, als ob der Marxismus sein — wie viele meinten ℒerdientes Ende gefunden hätte, nach dem ziemlich langweiligen Ende des realen Sozialismus und dem umso spannenderen Siegeszug der Postmoderne: Verschwand die Geschichte der Aufstände, des Widerstands, der Proteste im Eisschrank (Baudrillard)1? Plötzlich machte ein Gerücht die Runde: Der italienische Revolutionär Toni (oder auch: Antonio) Negri hätte mit einem amerikanischen Literaturprofessor namens Hardt ein Buch bei Harvard veröffentlicht, von dem der kluge Marxist Fredric Jameson meint, es sei die erste theoretische Synthese, welche materialistisch die Anti-Globalisierungskämpfe interpretieren würde. Empire lautete für deutsche Ohren der verwirrende Titel, und schon vor der deutschen Übersetzung (2002) erschienen Dutzende von Kommentaren und Rezensionen, zumeist positiver Natur. Ganz anders nach der deutschen Ausgabe: Wer unter Hardt/Negri das Internet befragt, wird Zehntausende von Einträgen und gräßlichste Verrisse finden. Die Fortsetzung stieß dann 2004 auf eine beruhigte Theorienlandschaft. Multitude löste zumindest im deutschen Diskursraum kaum noch Debatten aus. Während das erste Buch in einem dutzend Sprachen nacheinander übersetzt wurde, erschien Multitude zugleich in englisch, italienisch, deutsch und französisch. (In Frankreich gibt es von der Zeitschrift "Multitudes' bislang bereits 22 Ausgaben, zuletzt Herbst 2005). Eine Besonderheit ist, dass die meisten Kritiker sich auf den Eigennamen Negri fixieren, als ob die Doppelautorenschaft belanglos wäre, auch ist es kaum zufällig, dass es Hardt/Negri heißt, während ein vordem bekannterer sozialdemokratischer Marxist seine Bücher mit Negt/Kluge betitelt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-90017-9_25

Full citation:

Lauermann, M. (2006)., Michael Hardt & Antonio Negri: Kulturrevolution durch Multitudo, in S. Moebius & D. Quadflieg (Hrsg.), Kultur. Theorien der Gegenwart, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 309-321.

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