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219982

(1971) Zur Soziologie der Sprache, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Ein Mehrfaktoren- und Mehrebenenansatz zum Studium von Sprachplanungsprozessen

Joshua Fishman

pp. 206-213

Der Begriff Sprachplanung bezieht sich auf die organisierte Suche nach Lösungen für Sprachprobleme, die sich typischerweise auf der nationalen Ebene stellen (Bjorn Jernudd und Jotirindra Das Gupta 1971, Joshua Fishman, unveröffentlichtes Manuskript). Verschiedene Autoren haben ziemlich ähnliche Typen der Formen von Sprachplanung voneinander unterschieden. So hat etwa J. V. Neustupny (1970) folgende Klassifikation vorgeschlagen: Wenn das zu lösende Problem in der Codewahl besteht, dann handelt es sich bei der Planung um eine Frage der offiziellen Politik seitens der an der Macht befindlichen Gruppen. Wenn es sich hingegen um ein Problem der Stabilisierung eines ausgewählten Codes handelt (hinsichtlich seiner Variabilität in räumlicher, zeitlicher und funktionaler Hinsicht), dann hat es die Planung mit der Kodifizierung mittels Wörterbüchern, Grammatiken, Anweisungen zur Aussprache, zur Zeichensetzung und zur Betonung etc. zu tun. Besteht das Problem in der rapiden Ausdehnung der Anzahl verfügbarer linguistischer Alternativen (als ein Ergebnis des Hinzutretens neuer Funktionen für den ausgewählten Code), dann ist die Planung befaßt mit der Verfeinerung und Differenzierung auf dem Wege neuer Nomenklaturen, Lexika etc. Wenn schließlich das Problem ein solches der Differenzierung einer Version eines spezifischen Codes von einer anderen ist, dann geht es bei der Planung um die Kultivierung der Sprache über die Vorbereitung von Stilanleitungen, über die Förderung literarischer Kreativität in einer Vielzahl von Arten für unterschiedliche Zwecke und Typen von Publikum. Neustupny sieht ganz offenbar die vier genannten Arten von Beziehungen zwischen Sprachproblemen und Sprachplanung als normalerweise in einer sequenzartigen Beziehung zueinanderstehend, und zwar derart, daß die am wenigsten entwickelten oder am wenigsten fortgeschrittenen Sprach- und Schriftgemeinschaften überproportional mit offizieller Sprachplanung befaßt sein müssen, während die am weitesten entwickelten und vorangeschrittenen Gemeinschaften in der Lage sind, verhältnismäßig mehr Aufmerksamkeit der planmäßigen Kultivierung der Sprache zuzuwenden (vgl. Tabelle).

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-05383-5_16

Full citation:

Fishman, J.A. (1971)., Ein Mehrfaktoren- und Mehrebenenansatz zum Studium von Sprachplanungsprozessen, in R. Kjolseth & F. Sack (Hrsg.), Zur Soziologie der Sprache, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 206-213.

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