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220112

(1999) Fernsehgewalt, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Kommunikationswissenschaftliche Anwendungen des Arousal-Konzepts

Jürgen Grimm

pp. 146-213

Nachdem verhaltenstheoretische und neurophysiologische Grundlagen des Arousal-Konzepts erörtert worden sind, geht es im folgenden um kommunikationswissenschaftliche Anwendungen, aus denen Konsequenzen für das methodische Vorgehen der empirischen Untersuchungen in Teil 3 resultieren. Zunächst stehen kognitionstheoretische Spezifikationen von Arousal-Prozessen im Vordergrund, die — wie das "Excitation-Transfer"-Modell von Dolf Zillmann und Percy H. Tannenbaum — auf Schachters Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion basieren. Die Hauptfragestellung lautet dabei: Verändern filminduzierte Arousal-Potentiale durch das Hinzutreten von Kognitionen ihre Qualität? Da die Emotionstheorie von Stanley Schachter vielfältige kommunikationswissenschaftliche Untersuchungen angeregt hat, wird sie einführend selbst zum Darstellungsgegenstand. In einem zweiten Anwendungsblock werden Kognitionen als Steuerungsinstanz für die Regulierung von Arousal-Niveaus betrachtet. Inwieweit können Rezipienten mit kognitiven Techniken Arousal-Prozesse beeinflussen? Wie kann es gelingen, die Arousal-Intensität, wenn gewünscht, zu steigern? Welche Techniken stehen dem Rezipienten zur Verfügung, um übermäßige Arousal-Anstürme im Dienste der Streßabwehr zu vermeiden? In komplementärer Akzentuierung des "Excitation-Transfer"-Modells betont Zillmann in jüngeren Untersuchungen die Fähigkeit von filminduziertem Arousal, vorhandene Gefühlszustände zu unterbrechen. Durch die Rezeption ablenkender Filmbotschaften könne zum Beispiel ein akuter Wutzustand an Intensität verlieren. Dies gelingt allerdings nur, wenn der Arousal-Grad des Wütenden ein bestimmtes Niveau nicht überschreitet. Richard S. Lazarus und seine Mitarbeiter haben seit den 60er Jahren eine Serie von Experimenten zum Streßerleben bei der Filmrezeption durchgeführt. Interessant war für die Forschergruppe zunächst der Verlauf von Erregungs- und Aktivierungskurven während der Rezeption von Filmen, die Schmerzen und Verletzungen von Gewaltopfern zeigen. Darüber hinaus wurden die Veränderungen der Arousal-Reaktionen unter verschiedenen Instruktionsbedingungen ermittelt. Hierbei galt es abzuschätzen, mit welchen kognitiven "Tricks' ein unangenehmes, aber erregungsintensives Filmerlebnis abgemildert werden kann. Die Lazarus-Experimente dienen als Ausgangspunkt dafür, erste Überlegungen zu einer Theorie des Gefühlsmanagements bei der Fernsehrezeption anzustellen,132 deren Konturen im weiteren Verlauf der Studie präzisiert werden.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-83252-8_5

Full citation:

Grimm, J. (1999). Kommunikationswissenschaftliche Anwendungen des Arousal-Konzepts, in Fernsehgewalt, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 146-213.

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