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220112

(1999) Fernsehgewalt, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Kognitiv-physiologischer Forschungsansatz

Jürgen Grimm

pp. 216-300

Ziel der Ausführungen in diesem Kapitel ist es, die vorangegangene theoretische Rekonstruktion des Arousal-Konzepts bei der Entwicklung eines Untersuchungsdesigns in bezug auf die Rezeption von TV-Gewaltdarstellungen fruchtbar werden zu lassen. Gleichzeitig dienen die Ausführungen zur Demonstration eines kognitiv-physiologischen Forschungsansatzes, der auch außerhalb des Themenbereichs Fernsehgewalt Bedeutung haben dürfte. Angestrebt wird eine dreifache Integration von Untersuchungsperspektiven, die einesteils durch interpretative Verknüpfungen im Rahmen einer Mehrebenenanalyse und — falls sinnvoll und möglich — auch durch übergreifende rechnerische Auswertungsprozeduren erfolgt. class="EmphasisTypeItalic ">Erstens sind Nutzungs- und Wirkungsperspektive zueinander in Bezug zu setzen, so daß die Erhellung von Nutzungsmotiven zugleich eine Teilerklärung für Wirkungsbefunde liefert. Bei der Lösung dieser Aufgabe gilt das Erklärungskonzept "Gefühlsmanagement" als zentrales Kettenglied, das in den vorangegangenen Abschnitten in Umrissen skizziert wurde und in zukünftigen Forschungen weiter ausgebaut wird. Außerdem sollen zweitens Aspekte von Arousal und Kognition bei der Fernsehgewalt-Rezeption gemeinsam untersucht werden, um rekursive Interventionen der Kognition in bezug auf Arousal nachweisen zu können. Herkömmliche linear-analoge Wirkungsmodelle, die eine ungebrochene Transitivität vom Medium zum Rezipienten bzw. eine prinzipielle Übereinstimmung von Darstellungsinhalt und Wirkungsrichtung unterstellen, werden durch geeignete Binnendifferenzierungen des Rezeptionsvorgangs ersetzt. Durch die Kombination physiologischer und psychosozialer Erhebungsmethoden können linear-analoge Wirkungshypothesen einer kritischen Überprüfung unterzogen werden. Zugleich ist es möglich, auch solche Rezeptionsverläufe zu rekonstruieren, die auf der Nichtübereinstimmung von Darstellungsinhalt und Wirkungsrichtung basieren. Eine Integrationsaufgabe besteht drittens darin, den psychosozialen Output der Rezeption mit vorgeordneten Prozeßvariablen zu verbinden. Arousal-Verläufe während der Rezeption sollen klären helfen, wie Einstellungsänderungen der Mediennutzer zustande kommen. Beabsichtigt ist eine prozeß-analytische Fundierung von Fernsehgewalt-Wirkungen, die über den Zeitraum der Rezeption hinaus im Emotions- und Weltbildapparat der Zuschauer Spuren hinterlassen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-83252-8_6

Full citation:

Grimm, J. (1999). Kognitiv-physiologischer Forschungsansatz, in Fernsehgewalt, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 216-300.

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