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220469

(2001) Politische Theorien der Gegenwart II, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die Politische Theorie des Neo-Institutionalismus

James March und Johan Olsen

André Kaiser

pp. 253-282

"The ‚new institutionalism" is not one thing but many" (Goodin 1996: 2). Das liegt zum einen daran, daß seit den ausgehenden siebziger Jahren unabhängig voneinander in einer Reihe von sozialwissenschaftlichen Disziplinen — vor allem in der Wirtschaftswissenschaft, Soziologie, Politik- und Verwaltungswissenschaft, aber auch in der Geschichtswissenschaft, der Sozialphilosophie und im öffentlichen Recht (Überblicke bei Goodin 1996; Koelble 1995) — die Bedeutsamkeit von Institutionen für soziales Handeln gleichsam wiederentdeckt worden ist. Zum anderen ist diese Vielfalt der Ansätze und Verständnisse dem Umstand geschuldet, daß die verschiedenen Varianten sich kaum aufeinander beziehen (Hall/Taylor 1996: 937). Daß sich Vertreter ähnlicher theoretischer Grundpositionen über die Disziplinen hinweg nur selten verständigen, ist nun nichts Besonderes. Doch kann selbst für die Politikwissenschaft festgestellt werden, daß hier mehrere Varianten bestehen, die voneinander nur ungenügend Notiz nehmen. Am einen Ende des Spektrums steht eine Rational Choice-Richtung, die sich explizit um den Einbezug von Institutionen in ihre handlungstheoretisch ausgerichtete Modellbildung im Sinne von Beschränkungen rationaler Wahlhandlungen bemüht ("institutional rational choice"). Am anderen Ende stehen eher soziologisch-strukturtheoretisch verankerte Konzepte, in denen Institutionen als Kulturphänomene Handlungsmuster bereitstellen. Dazwischen befindet sich das nach längerfristig prägenden institutionellen Weichenstellungen für politische Entwicklungen fragende Programm des "historical institutionalism". Gilt also noch immer, was Rainer Schmalz-Bruns (1990: 318) zu Beginn der neunziger Jahre monierte, als er feststellte, der neue Institutionalismus erwecke "insgesamt eher den Eindruck einer Collage als den eines Puzzles, in dem wenigstens die einzelnen Teile sich paßgenau zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen"? Immerhin steht mit dem von den Politik- und Verwaltungswissenschaftlern James G. March und Johan P. Olsen 1984 zunächst in einem Aufsatz skizzierten und dann 1989 in einem Buch ausgearbeiteten Manifest für einen neuen Institutionalismus ein Referenzpunkt bereit, der von den unterschiedlichen Richtungen in teils zustimmender, teils ablehnender Absicht zitiert wird.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-12320-0_9

Full citation:

Kaiser, A. (2001)., Die Politische Theorie des Neo-Institutionalismus: James March und Johan Olsen, in A. Brodocz & G. S. Schaal (Hrsg.), Politische Theorien der Gegenwart II, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 253-282.

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