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Textuelle Zeitgliederung

Wolfgang Matzat

pp. 233-253

Nach der Artikulation von Handlungsverläufen durch das Strukturschema der Geschichte, der Situierung dieser Geschichte in unterschiedlichen Zeitkontexten und der Konstitution einer komplexen Zeiterfahrung durch das Zusammenspiel von Figuren- und Erzählerperspektive soll nun die textuelle Gliederung als eine weitere Konstitutionsebene der narrativen Zeit in den Blick genommen werden. Die hierfür einschlägigen Verfahren sind häufig analysiert worden, am gründlichsten von Gérard Genette. Sie betreffen vor allem die Möglichkeiten der Veränderung des Erzähltempos durch den Wechsel von raffendem Bericht und szenischem Erzählen, das Überspringen von Zeitabschnitten durch Ellipsen, die Durchbrechung einer dem Verlauf der Geschichte entsprechenden linearen zeitlichen Anordnung der Erzählung durch Rückblicke und Vorausblicke bzw. — in der Terminologie Genettes — durch Analepsen und Prolepsen und schließlich die zusammenfassende Präsentation sich wiederholender Vorgänge durch das von Genette so genannte ›iterative Erzählern.465 Diese Verfahren werden hier unter der Überschrift der textuellen Gliederung behandelt — analog zu Genettes Zuordnung zur Ebene des récit466 —, da sie als weitgehend unabhängig von der Erzählperspektive bzw. der Erzählsituation angesehen werden können. So können ja Rückgriffe aus Erzähler- und Figurenperspektive erfolgen oder auch durch den Wechsel der Erzählerfigur — etwa im Fall einer eingelegten Figurenerzählung — motiviert werden.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05375-6_9

Full citation:

Matzat, W. (2014). Textuelle Zeitgliederung, in Perspektiven des Romans: Raum, Zeit, Gesellschaft, Stuttgart, Metzler, pp. 233-253.

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