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222817

(2019) Zur aktualität von Georg Simmel, Dordrecht, Springer.

Die Eigenart des Individuellen

Klaus Lichtblau

pp. 65-75

Es gibt wohl kaum ein Problem, das Simmel mehr bewegt hat als die Frage, wie unter den Bedingungen der modernen Massengesellschaft und des großstädtischen Lebens überhaupt noch eine Form von Persönlichkeit vorstellbar ist, die weder mit den von den verschiedenen sozialen Kreisen zur Verfügung gestellten Rollenangeboten noch mit den durch die moderne Kulturindustrie vorgegebenen Vorbildern für eine authentische Art der Selbstverwirklichung identisch ist. Zwar zeigen seine soziologischen Schriften, dass in der Übernahme sozialer Rollen und der damit möglich gewordenen Kombination der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen sozialen Gruppen es für den Einzelnen möglich ist, eine unverwechselbare soziale Identität auszubilden und lebensgeschichtlich zur Entfaltung zu bringen. Gleichwohl ist Simmel davon überzeugt, dass sich unsere Vorstellung vom Menschen nicht darin erschöpfen darf, diesen nur als jeweils besonderen ‚Schnittpunkt" der einzelnen sozialen Kreise und gesellschaftlichen Vorgegebenheiten anzusehen. Denn eine solche Weltanschauung sei überhaupt erst in einer historischen Epoche möglich geworden, die ohnehin dazu tendiere, das scheinbar Absolute in reine Relationen aufzulösen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-22716-6_7

Full citation:

Lichtblau, K. (2019). Die Eigenart des Individuellen, in Zur aktualität von Georg Simmel, Dordrecht, Springer, pp. 65-75.

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