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216305

(1994) Ästhetik, Stuttgart, Metzler.

Kunst nach Auschwitz

Theodor W. Adorno

Terry Eagleton

pp. 351-375

»Ästhetisch« ist ein Denken, das der Undurchsichtigkeit seiner Gegenstände die Treue hält. Doch wenn das Denken begrifflich verfährt und mithin allgemein ist, kann dann die Rede von einem »ästhetischen Denken« mehr sein als ein Oxymoron? Muß der Geist einen Gegenstand nicht gerade dann verraten, wenn er ihn besitzt? Wie soll er sich bemühen, seine Dichte und Widerständigkeit begrifflich zum Ausdruck zu bringen, wenn er ihn dadurch zu einem farblos Allgemeinen verarmen läßt? Es scheint, als würden die ungefügen sprachlichen Instrumente, mit deren Hilfe wir ein Ding an uns ziehen, um so viel wie möglich von seiner Einzigartigkeit zu erhalten, es einfach nur weiter von uns entfernen. Um den qualitativen Momenten eines Dings Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß das Denken seine eigene Textur verdichten, muß es gestochen scharf und feinkörnig werden. Doch indem es so wird, wird es seinerseits zum Objekt und weicht von dem Phänomen ab, das es einzukreisen hoffte. Adorno bemerkt dazu: »Gegens Risiko des Abgleitens ins Beliebige ist der offene Gedanke ungeschützt; nichts verbrieft ihm, ob er hinlänglich mit der Sache sich gesättigt hat, um jenes Risiko zu überstehen. Die Konsequenz seiner Durchführung aber, die Dichte des Gewebes trägt dazu bei, daß er trifft, was er soll.«1

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03510-3_14

Full citation:

Eagleton, T. (1994). Kunst nach Auschwitz: Theodor W. Adorno, in Ästhetik, Stuttgart, Metzler, pp. 351-375.

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